Axel Plöger - Malerei
Sachsenstr. 27
32756 Detmold
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Dieser Künstler ist ein Maler – Ein Besuch im Atelier von Axel Plöger

Die Bezeichnung eines Künstlers als Maler ruft oftmals stilisierte Vorstellungen beim Kunstpublikum wach – von der Akademie-Klasse bis zum exzentrischen Malerfürsten. Doch bei dem Blick ins Atelier wird schnell klar, was allen gemeinsam ist: Maler sein, bedeutet vor allem ein Sich-Einlassen auf einen malerischen Prozess. Farben anrühren und mit dem Pinsel oder Spachtel auftragen aber auch tropfen, fließen, kleckern, kratzen oder schaben und oft auch wieder wegnehmen oder übermalen. Das Atelier eines Malers trägt daher für gewöhnlich deutlich sichtbare Spuren dieses malerischen Prozesses – so auch das Atelier von Axel Plöger. [...]
Vor etwa zehn Jahren traf ich ihn erstmals im Museum. Er kam mit einer Mappe von Papierarbeiten im Marta Herford vorbei, legte sie auf den Tisch und lud mich ein, den großen Stapel expressiver Portraits im DIN A4-Format durchzublättern. Tagebuchartig befasste er sich mit Gesichtern – seinem eigenen wie auch dem Gesicht anderer Menschen. Mit wenigen gestischen Strichen in einem eher geringen Farbenspektrum hielt der die verschiedenen Köpfe fest und fing ihren jeweiligen Ausdruck ein.

Ein Jahr später widmete er sich intensiv „erfundenen Landschaften“ – Waldmotiven, die oftmals in grellen, leuchtenden Farben gefasst sind. Bei einem ersten Atelierbesuch zeigte er mir diese umfangreiche Serie großer und kleiner Leinwände und Arbeiten auf Papier. Vertikale Baumstrukturen werden von Diagonalen und Horizontalen durchkreuzt, so dass ein Dickicht aus Linien und Formen entsteht. Diese Walddarstellungen, in denen sich wohl eher der Wildwuchs eines südamerikanischen Urwalds als der geordneten Regelmäßigkeit einer westfälischen Forstwirtschaft widerspiegelt, war mir erneuter Beleg für die Obsession dieses Malers. Obwohl er über die Jahre hinweg ganz unterschiedliche Motive behandelt, äußert sich in allen Bildgruppen gleichermaßen die besondere Leidenschaft des Künstlers für den malerischen Prozess. Dieser zeigte sich bereits während seines Studiums. So versuchten Lehrer und Mitstudenten ihn immer wieder dazu zu bewegen, etwas Entstandenes zu bewahren und stehen zu lassen. „Meine Tagesergebnisse waren für mich oft berauschend, sie stimmten mich glücklich, ich hatte entdeckt und verstanden. Doch bereits am nächsten Tag konnte ich mich verachtend wieder darüber hermachen, nahm einen noch dreckigen Pinsel aus dem Eimer und stürzte mich mit zerstörerischer Freude kopfüber wieder in neue Probleme.“

Auch nach über 25 Jahren sind es diese malerischen Fragen, die den Künstler beschäftigen. Er liebt den Rausch der Farben und Formen, der sich in dem Prozess des Entstehens einstellen kann. Lustvoll widmet er sich im Atelier dem spannungsvollen Wechselspiel aus drängenden Bewegungen des Materials und eigenen, oftmals intuitiv getroffenen Entscheidungen. Dabei ist auch der destruktive, auslöschende Eingriff des Künstlers zulässig, damit etwas Besonderes entsteht: „Es ist der Moment der erneuten Zerstörung eines fertigen Bildes und der mögliche Beginn eines neuen.“ Seine Gemälde entstehen durch experimentelle Handlungen, die unter dem konzentrierten Auge des Künstlers ihre Spuren auf der Oberfläche des Bildträgers hinterlassen. Aus einer Abfolge verschiedener malerischer Momente entstehen rhythmische Verbindungen von Gestalt und Struktur, die eher lose Naturassoziationen wecken als konkrete Landschaften oder Stillleben darstellen. Großzügige Formen verweben sich mit kleinteiligen, nervösen Strukturen und staffeln sich hintereinander. Wechselweise versperren sie dem Betrachter entweder den Zugang oder aber ziehen ihn sogartig hinein. Eigenwillige Farbklänge und deutliche Strukturkontraste zwischen Transparenz und Dickicht bewirken, dass der Betrachter den Setzungen des Künstlers dennoch willig folgt. Die einzelnen Schritte des Entstehungsprozesses können dabei nicht immer rekonstruiert werden. Illusionistische Flächen, die beinah fotografische Qualität erreichen können, und brüchige Werkspuren, die von Pinsel oder Hand herrühren, verbinden sich zu einem heterogenen Bildraum, der erst im Auge des Betrachters zu einer Einheit verschmilzt, denn: „Das Bild entsteht im Kopf.“ Die Werktitel helfen dem Betrachter auf die Spur. Teilweise Homers „Odyssee“ entliehen, nehmen sie ihn mit auf die Irrfahrten ins Reich der Schatten und führen ihn von dort aus zurück ins Licht.  

2015 Friederike Fast, Kuratorin am AdA Dresden